„Unser baden-württembergischer Mittelstand ist gut aufgestellt, trotz zahlreicher innen- und außenpolitischer Unsicherheiten und Herausforderungen, wie zum Beispiel dem Fachkräftemangel, den starken Bürokratiebelastungen, den unsicheren Konsequenzen des Brexit und den nicht vorhersehbaren politischen Pirouetten des amerikanischen Präsidenten“ resümierte der Ausschussvorsitzende Robert Schöttle in der Sitzung des LVI-Arbeitsausschusses Mittelstand und Politik am 4. Dezember in Ostfildern.
Der Austausch über die wirtschaftliche Lage des baden-württembergischen Mittelstandes ergab bei noch positiver Grundstimmung über die aktuelle Lage eine Fülle von Anregungen und Bestätigungen zu den zur Zeit allseits bekannten großen Themengebieten und zeigte konkreten Handlungs – und Kommunikationsbedarf auf. Vor allem, um den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft die betriebliche Wirklichkeit immer wieder nahe zu bringen und auf die unerwünschten Folgen häufig Ideologie-getriebener Gesetzte und politischer Aktionen hinzuweisen.
„Der baden-württembergische Mittelstand sieht sich zunehmenden Herausforderungen gegenüber, dennoch ist die Situation unserer kleinen und mittleren Unternehmen im Land im Großen und Ganzen immer noch ordentlich und zufriedenstellend“ fasste Robert Schöttle zusammen. So seien die Bürokratiebelastungen auf Grund von Berichts –und Statistikpflichten gefühlt weiter gestiegen, behördliche Genehmigungen dauerten fast regelmäßig viel zu lang und die Unternehmen träfen bei fachthematischen Fragen in den Behörden zu oft kein Fachpersonal an. Auch der teilweise auf den demografischen Wandel zurückzuführende Fachkräftemangel, die Mobilitäts- und Energiewende, sowie die problematische Rohstoffversorgung, die schwierige Erreichbarkeit von (EU-) Fördermitteln und gestiegene Zölle stellten zunehmend Probleme dar.
Daher erneuerte der LVI-Mittelstandsausschuss seine Forderung nach einem deutlichen Abbau bürokratischer Belastungen und Berichtspflichten – die „one-in-one-out-Regel“ scheint bisher keine spürbare Entlastung zu bringen – nach Technologie-Offenheit, nicht nur im Hinblick auf alternative Antriebsmethoden für Kraftfahrzeuge und Mobilität, nach mehr Planungssicherheit durch klare und stabile Rechtssetzung und nach funktionierenden Infrastrukturen für Verkehr, Energieverteilung und die zu erwartenden Datenströme.
Im Vorfeld der im Mai 2019 stattfindenden Europawahl müsse verstärkt die Europäische Union als Garantin für und ihre positive Wirkung auf Frieden, Freiheit, Wohlstand und Arbeitsplätze sowie als ein großer Markt in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt werden. Schließlich sollte die Politik „industriefreundliche Rahmenbedingungen schaffen, das Praktische jedoch den Unternehmen überlassen“, so LVI-Geschäftsführer Wolfgang Wolf.
Neben dem Austausch über die wirtschaftliche Situation stellten Helge Günsche (Süddeutsche Krankenversicherung a.G.) und Volker Eisele (die Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G.) das LVI-Mehrwertportal vor. Dieses soll insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen darin unterstützen, Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden; es kann darüber hinaus als Kommunikationsmittel für die Geschäftsleitung dienen und als Intranet im Unternehmen genutzt werden. Es ist eine Internetplattform, die auch als App verfügbar ist, auf der Angebote der Mehrwertinitiative von SDK und die Bayerische wie eine betriebliche Altersvorsorge und betriebliche Krankenversicherung, aber auch ein Fuhrparkmanagement, eine externe Rechtsabteilung und Lohnbuchhaltung, Einkaufsvorteile für Mitarbeiter, zur Verfügung gestellt werden. Getestet werden kann das Mehrwertportal mit dem Registrierungscode lvibenefits unter https://lvi.benefit-portal.net/?registration.
Robert Schöttle regte an, gerade trotz der vielfältigen Beanspruchung des Mittelstandes durch externe Problemstellungen, nationaler und internationaler Herkunft, die Öffentlichkeit noch deutlicher auf die erfolgreiche Problemlösungskompetenz der Industrie und Wirtschaft hinzuweisen, deren Innovationskraft in Jahrzehnten unter Beweis gestellt wurde. Den Ursachen einer statistisch feststellbaren Innovationsdelle sei professionell nachzugehen, auch um Fehlinterpretationen vorzubeugen und durch geeignete Maßnahmen entgegen zu wirken, wie zum Beispiel die seit Jahren diskutierte und versprochene steuerliche Förderung der F+E Bemühungen, speziell des Mittelstandes.
Angesichts der gestiegenen Herausforderungen sei eine nach wie vor positive Grundeinstellung des aktiven industriellen Mittelstandes die beste Basis für deren Bewältigung.