Am 5. Februar trafen sich Vertreter des LVI (nunmehr UBW)-Kompetenzkreises Wasserstoff unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers mit Dr. Stefan Kaufmann MdB, dem Innovationsbeauftragten „Grüner Wasserstoff“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, um sich über die Entwicklung des Wasserstoffs auf Bundes- und Landesebene auszutauschen.
Eröffnet wurde die digitale Veranstaltung mit einer Begrüßung durch das geschäftsführende LVI-Vorstandsmitglied Wolfgang Wolf, der betonte, dass sich der Kompetenzkreis bereits seit geraumer Zeit im Thema Wasserstoff einbringt und nicht zuletzt an der Ausgestaltung der „Wasserstoff Roadmap Baden-Württemberg“ aktiv beteiligt war und ist. Hier schloss Prof. Ahlers an und betonte in seiner Einführung die Bedeutung des Wasserstoffs auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Ziel sei es, die Kräfte zu bündeln und neben Forschung und Politik auch alle Bereiche der Wirtschaft aktiv mitzunehmen, von Zulieferern, über Hersteller, bis hin zu Anwendern. Jetzt gehe es immer mehr darum, den Markthochlauf bei den Wasserstofftechnologien zu unterstützen, dessen industrielle Verbreitung voranzubringen und auch in die Umsetzung zu gehen. Hier habe Baden-Württemberg gute Voraussetzungen, weswegen im Land auch schon intensiv an Wasserstofftechnologien gearbeitet werde. Dies zeige etwa die vom Kompetenzkreis Wasserstoff ebenfalls begleitete Bewerbung der Metropolregion Rhein-Neckar bei einer Ausschreibung des Bundesverkehrsministeriums zur Entwicklung eines Wasserstoffzentrums.
An diesem Punkt knüpfte Dr. Kaufmann an und betonte ebenfalls die globale Aufbruchsstimmung rund um den Wasserstoff, der in der gesamten Industrie zu spüren sei. Diese zeige sich auch eindeutig an den Wasserstoff-Roadmaps, die überall auf der Welt entstehen und die Bewegung hin zu einem globalen Wasserstoffmarkt antreiben würden. Es gelte für Deutschland also, einerseits am eigenen Markthochlauf, aber andererseits auch an internationalen Partnerschaften und Kooperationen zu arbeiten. Auf nationaler Ebene stellte er hierbei drei aktuelle Leitprojekte besonders in den Fokus. Zum einen das Ziel, bis 2030 eine Produktionskapazität von 5GW aufzubauen, zweitens in den Technologien rund um die Elektrolyseure international markt- und exportfähig zu werden und drittens im Bereich der Infrastruktur und des Transports Fortschritte zu machen.
Baden-Württemberg stehe hier vor der großen Herausforderung von der Produktion des grünen Wasserstoffs über den Transport durch Pipelines bis zur dezentralen Erzeugung in regionalen Projekten. Für Baden-Württemberg bieten sich durch seine Kompetenzen etwa im Maschinen- und Anlagebau vor allem Chancen in der Herstellung von Bauteilen und Komponenten, z. B. für Elektrolyseure und Brennstoffzellen. Wichtig für Baden-Württemberg sei außerdem die Diskussion rund um die Rolle des Verbrenners, der in Verbindung etwa mit den reFuels durchaus relevant bleiben könne.
Im Anschluss wurde auf die Wasserstoff-Initiative der Metropolregion Rhein-Neckar eingegangen. Die Region bewirbt sich im bundesweiten Standortwettbewerb um ein Technologie- und Innovationszentrums Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen, bei der insgesamt drei Regionen für eine Machbarkeitsstudie ausgewählt werden sollen. Konzepte konnten bis zum 20. Januar eingesendet werden. Das Konzept der Region Rhein-Neckar legt seinen Fokus auf die Mobilitätsbereiche der Straße und Schiene, vor allem auch in Bezug auf Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse. Zum Konzept gehört u.a. der Aufbau einer Produktentwicklungsumgebung in der ein Innovationszentrum entstehen soll, von dem auch KMU und Start-Ups durch die Nutzung gemeinsamer Infrastrukturen profitieren können. Außerdem sollen weitere Faktoren wie Weiterbildungsmöglichkeiten und Test- und Zertifizierungsstellen angeboten werden, um so durch Vernetzung und ein bestmögliches Umfeld zum Wasserstoffzentrum zu werden. Die Initiative hat mehr als 100 Unterstützer aus allen Bereichen der Wirtschaft, Politik und Forschung. Aus dem Bereich der Wirtschaft kommen dabei Unterstützer aus allen Stufen der Wertschöpfungskette. Auch UBW/LVI und zahlreiche seiner Mitglieder sind an der Initiative beteiligt.
In der darauffolgenden Diskussionsrunde sprachen die Teilnehmer vertieft über die Rolle und die Chancen des Wasserstoffs und seinen vielfältigen Anwendungsfeldern in Baden-Württemberg. Von Seiten der Industrievertreter wurde die Wichtigkeit der technologieoffenen Herangehensweise betont. So sei etwa eine Fokussierung auf den grünen Wasserstoff, ohne die Nutzung von Alternativen wie dem blauen oder türkisenen Wasserstoff, zumindest als Brückentechnologie nicht zielführend. Thematisiert wurde auch die Frage, wie KMU und Komponentenhersteller in Baden-Württemberg besser, auch kurzfristig, in die Wasserstoffwirtschaft und die damit verbundenen (Projekt-) Förderungen einbezogen werden können. Hier sei es vor allem wichtig, Netzwerke wie den UBW/LVI Kompetenzkreis aktiv zu nutzen und auch an Ausschreibungen teilzunehmen und diese mitzugestalten.
Das Stichwort der Technologieoffenheit fiel auch im Kontext der Anwendungskonkurrenz zwischen den verschiedenen Antrieben. Es wurde außerdem deutlich, dass es eine enorme Menge an grünem Wasserstoff und der damit verbundenen erneuerbaren Energie benötige, da in sehr vielen Bereichen wie Mobilität, Industrie, chemische Industrie, im Wärmesektor usw. ein entsprechender Bedarf entstehe. Dabei wurden auch Transport-/Infrastrukturfragen und Möglichkeiten den Wasserstoff durch die bestehende Gasinfrastruktur zu transportieren erörtert. Auch der Transport aus dem Ausland spielte hierbei eine Rolle.
Zum Abschluss des Gedankenaustausches betonte Prof. Ahlers, dass im Bereich des Wasserstoffs noch viel zu tun sei und es vor allem gelte, Netzwerke weiter zu entwickeln und in engen Kooperationen voranzubringen. Wasserstoff müsse jederzeit als ganzheitliches System betrachtet und über die gesamte Wertschöpfungskette gedacht werden. Dem schloss sich Dr. Kaufmann an und stellte dar, dass es auch wichtig sei, in der Breite der Gesellschaft die dafür notwendige Akzeptanz zu schaffen. Dafür sei es auch notwendig, neben Großprojekten, regionale und kommunale Partner und Projekte im Blick zu haben.