Am 16. Mai waren Vertreter des LVI-Vorstands und -Beirats, angeführt von Vizepräsident Heinrich Baumann, zu Gast im Fraktionssaal der SPD-Landtagsfraktion, um sich mit deren Vorsitzenden Andreas Stoch MdL und einigen weiteren Abgeordneten auszutauschen. Schwerpunkte des Gesprächs lagen auf Bildungsfragen, auf zahlreichen Facetten der Digitalisierung, den Infrastrukturen und einer Gründerkultur.Der Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch gab zu Beginn des Austauschs einen kurzen Überblick aktueller Positionen der SPD und griff dabei eine Reihe von Themen auf, die seine Partei als Teil der Vorgängerregierung angestoßen hatte und mit deren seitheriger Entwicklung die SPD Baden-Württemberg nicht in jedem Fall zufrieden ist. Er streifte in seinen Ausführungen die demografischen Veränderungen im Land, betonte die Bedeutung von Bildungsgerechtigkeit sowie insbesondere der frühkindlichen Bildung, und ging dann auf zahlreiche Aspekte der Digitalisierung, zu der die SDP-Fraktion zuletzt auch einige Papiere veröffentlicht hatte, ein. Insbesondere Dr. Stefan Fulst-Blei und Dr. Boris Weihrauch ergänzten seine Ausführungen mit Blick auf Digitalisierung in der Bildung aber auch mit der Entwicklung des Industriestandorts Baden-Württemberg angesichts der Veränderungen, bspw. mit Blick auf die Antriebstechnologien.
Die LVI-Vertreter griffen die Themen gerne auf und betonten die Qualität einer guten Aus- und Weiterbildung, aber auch die Qualität in der Lehrerausbildung sowie die Notwendigkeit, junge Menschen zu Offenheit im Denken zu erziehen und auf die Notwendigkeit zu Veränderungen vorzubereiten. In etwas anderem Kontext ergänzten verschiedene Teilnehmer den Bedarf, Hochschulabsolventen zu unternehmerischem Risiko zu animieren, einen Gründergeist zu fördern und eine positive Haltung gegenüber dem Scheitern zu etablieren.
Dies gelte auch vor dem Hintergrund, dass die Umwälzungen, die sich aus den Änderungen nicht nur in der Automobilindustrie, sondern darüber hinaus durch die Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen für die Wirtschaft und Industrie ergeben, fundamentaler Art sein werden, auch und gerade für klein- und mittelständische Unternehmen. Umso wichtiger sei es für viele bisher hoch spezialisierte und in hohem Maße von bestimmten Technologien abhängige Unternehmen, neue Wege zu finden. Gleichzeitig sei es unerlässlich, dass findige Köpfe neue Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle erschließen, um so dem Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zukunftssicher zu machen. Dass die genannten fundamentalen Veränderungen in erster Linie marktgetrieben und wirtschaftlich sein müssen und dass es keines Falls um politisch vorgegebene Technologieverbote gehen dürfe, verstehe sich von selbst. Mit Blick auf die großen Infrastrukturen waren sich beide Seiten einig, dass deren Bereitstellung zu allererst eine Aufgabe des Staates ist, sowohl bei der Breitbandinfrastruktur, wo die Gefahr eines Rosinenpickens zu Lasten der Fläche gesehen werden muss, wie auch bei der Verkehrsinfrastruktur, wo jedoch aus Sicht des LVI eine Unterstützung durch privates Kapital sinnvoll erscheint. Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und insbesondere der Straßeninfrastruktur warnten die LVI-Vertreter davor, die Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen zu einer Mammutbehörde aufzublähen.
Beide Seiten waren sich einig, dass Digitalisierung weit über den bloßen Ausbau von Infrastruktur hinausgehe. Die SPD hatte bereits zuvor verschiedentlich dargelegt, dass ihr die Bemühungen der Landesregierung nicht konkret genug sind, die Industrievertreter bedauerten die vergleichsweise geringe Ausstattung verschiedener Fördermaßnahmen zu der Digitalisierung. Zudem betonte LVI-Geschäftsführer Wolfgang Wolf einmal mehr die Dringlichkeit der Umsetzung der sogenannten steuerlichen Forschungsförderung, auch und gerade mit Blick auf die weitere Digitalisierung des Standorts.
Nach einem kurzen Abstecher zu einigen weiteren aktuellen Themen, explizit sei der Fachkräftemangel insbesondere in technischen Berufen genannt, kamen beide Seiten überein, den als sehr konstruktiv wahrgenommenen Austausch möglichst rasch fortzuführen.